Kurzbeschreibung:
1. Der Verein
In dem in Gründung befindlichen Verein "REIF" (Regionale Entwicklung im Fläming) sollen sich die Bemühungen privater und institutioneller Kräfte bündeln, die für eine nachhaltig positive Entwicklung der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Ressourcen in der Region Fläming eintreten.
Aus der Präambel des Vereins:
... Durch aktive Gestaltung des kulturellen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lebens in der Region Fläming sollen solidarische, dem Gemeinwohl verpflichtete, ökologisch ausgerichtete und nachhaltige Strukturen geschaffen werden. Ausgangspunkt ist die Fähigkeit zur Eigenverantwortung und Selbstbestimmung der BürgerInnen. Um diese Fähigkeit zu nutzen und zum Wohle aller einzusetzen, arbeitet der Verein an den folgenden Zielen
 wirtschaftlich nachhaltige Strukturen, die auf der Wertschätzung geleisteter Arbeit beruhen
 eine Weiterentwicklung des Geldsystems, dass die Früchte des Wohlstands allen Menschen zugänglich macht
 ein Bewusstsein des Überflusses, der durch eine Kultur des Teilens und Schenkens möglich wird.
 eine Praxis des Respekts, der Freude und des Miteinanders im sozialen Zusammenleben, die Raum gibt für die Geschenke, die jeder Mensch und jede Bevölkerungsgruppe zum Leben in der Region beitragen kann.
2. Ausgangspunkt
Mit der Region Fläming ist in etwa der Raum des ehemaligen Belzig-Zaucher-Kreises gemeint. Im Norden begrenzt durch die Autobahn A2, im Osten durch die Bundesstrasse B2 mit den Städten Beelitz und Treuenbrietzen, im Süden und Westen durch die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt.
Dieses Gebiet ist bestimmt durch eine ländliche Infrastruktur, die im Zuge der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des letzten Jahrhunderts in zunehmendem Maße die Fähigkeit zu einer autonomen Produktion der Grundversorgung der Bevölkerung verloren hat. Ein sehr grosser Teil der Einkommen und des Konsums ergeben und ergießen sich in überregionalen Transfers. Lokale und regionale Wertschöpfungsketten haben eine geringe Bedeutung. Die Folge ist stagnierende Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau mit all seinen sozialen Folgeerscheinungen, die Abwanderung von privatem Kapital in scheinbar lukrativere Bereiche des globalisierten Geldhandels, unzureichende Finanzierung der öffentlichen Ausgaben und die Abwanderung von jugendlichen, unternehmerischen und kreativen Menschen in andere Regionen.
3. Die Grundidee
Der Lösungsansatz für das Dilemma ist längst erkannt und wird von verschiedenen Seiten angegangen. Kernpunkt aller Bemühungen ist die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Wie kann erreicht werden, dass es zu einer Vervielfachung des Geldumlaufs in der Region kommt? In der Folge: die Steigerung des Nachfragedrucks, der Aufbau von Produktionskapazitäten, eine Nachfrage nach Arbeitskräften und Auszubildenden, eine positive Identifizierung der Bevölkerung mit ?ihrer? Region, eine Verringerung der notwendigen überregionalen Transporte, eine Wachstum von Lebensstandard und Wohlstand, eine Zunahme von Solidarität und Kommunikation in der Bevölkerung.
Der Schlüssel für einen derart weitreichenden Umschwung liegt in der Einführung einer regionalen "Währung", eines universalen Gutscheinsystems, mit dem eine nachhaltige Belebung der wirtschaftlichen Kreisläufe angeregt und stabilisiert wird. Dieses Instrument hat den Charakter einer Komplementärwährung zum Euro-System, mit entscheidenden Vorteilen für die BenutzerInnen: der Geldabfluss durch leistungslose Einkommen wird vermindert, die Wertschätzung von Arbeitsleistung und die Wertschöpfung durch Investitionen in produktive Arbeit wird entsprechend erhöht.
4. Kooperationen
Der Verein "REIF" ist Mitglied im bundesweiten "Regiogeld e.V.", der für die Einführung von regionalen Währungssystemen eine Reihe von Werte- und Qualitätsstandards gesetzt hat (s. www.regiogeld.de
In dieser Initiative werden engagierte Bürger eng zusammenarbeiten mit UnternehmerInnen und deren Verbänden (z.B. Gewerbevereinen), öffentliche Institutionen (Kommunalverwaltung, Kreisverwaltung), privaten Initiativen und Vereinen, Kompetenzzentren (Banken, Technologie? und Gründerzentrum) und Schulen (Arbeitskreis Wirtschaft und Schule, Schulprojekte).
Mit all diesen Kreisen wurden bereits Gespräche geführt und eine positive Resonanz erzielt.
Durch diese Zusammenarbeit soll das Potential der Region aus verschiedenen Richtungen heraus erschlossen werden. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass 1/3 bis 1/4 der Wertschöpfung in einer Region durch Kreisläufe in der dortigen Wirtschaft erzielt werden können. Das umfasst die Bereiche Bauwirtschaft, Wohnwirtschaft, Energie, Nahrungsmittelherstellung und ?handel, Verkehr, Gesundheit, Dienstleistungen und kommunale Aufgaben aller Art. Dies würde eine Vervielfachung des Geldumlaufs im Fläming bedeuten, mit den oben erwähnten Vorteilen.
5. Stand und Vorhaben der Initiative August 2008
Der Verein ist in der Gründungsphase, die Gründungsversammlung findet am 15.August 2008 statt. Ausgangsort für die Initiative ist die Stadt Belzig; dieser Bereich soll rasch erweitert werden, um sinnvolle Wertschöpfungsketten in der dünn besiedelten Region aufzubauen.
Bis Feb/09 ist der Verein vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit und mit der Entwicklung der Leitlinien und speziellen Verfahren für den Fläming befasst.
Erstres durch Informationsarbeit und Netzwerkbildung, zweiteres durch den Aufnau eines Kompetenzkreises. Hier sollen VertreterInnen der verschiedenen Kooperationspartner die Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit der Konzeption weiter entwickeln und dabei helfen, eine Optimierung der Wirkungen für Ökonomie, Ökologie und soziales Leben in der Region zu erreichen.
Der Start der regionalen ?Währung? ist für das Frühjahr 2009 geplant.
6. Finanzierung und Mittelverwendung
Die Notwendigkeit und innere Struktur eines solchen Projektes ist nach unseren bisherigen Erfahrungen leicht verständlich zu machen. Schwieriger gestaltet sich der Prozess des Vertrauens und der Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung.
Wir gehen daher von einer Zeit von 5-8 Jahren aus, um dieses Vorhaben so in der Region zu verankern, dass es sich finanziell selber trägt. Erst in dem Maß, wie sich handfeste wirtschaftliche und soziale Vorteile des Vorhabens für die BürgerInnen ergeben, wird das System zum Selbstläufer. Bis dahin muss das Projekt durch Anlauffinanzierungen aus dem öffentlichen Bereich (im Sinne einer wirtschaftspolitischen Förderung) und dem privaten Bereich (Spenden und ehrenamtliche Tätigkeit) getragen werden.
7. Ausblick
Die Einführung des Regionalgeldes kann sehr viel für eine Region bewirken. Denn neben den direkten ökonomischen Entwicklungsanreizen entsteht eine andere Kultur des Umgangs mit Geld.
Die Folgen der Entwicklung einer zinsneutralen Wirtschaft auf Investitionen und start-up Unternehmen lassen sich leicht ausmalen.
Doch die eigentliche Auswirkung auf die Identität, die Solidarität und das kreative Potential der Menschen in einer Region ist noch bedeutender: nicht mehr das Festhalten und Anhäufen von Kapital wird belohnt, sondern der freie Fluss des Austauschs. Arbeit wird aufgewertet, leistungsloses Einkommen schwindet. Sicherheit und Wohlstand werden nicht mehr in Konkurrenz zueinander erwirtschaftet, sondern in der selbstbestimmten und freiwilligen Kooperation aller. Ökologisch fragwürdige Produktions- und Transportsysteme werden vermieden. Die Nachfrage nach höherem Lebensstandard in ökologischer und sozialer Hinsicht steigt. Dienstleistungs- und Produktionsangebote ergeben sich aus den Bedürfnissen der Menschen. Die Preisentwicklung, zurzeit getrieben durch Spekulation, Transport,- Energie- und Zinskosten, kommt zur Ruhe.
Diese Entwicklung im Fläming ist möglich. Wir stehen noch am Anfang.