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„Was ist die Alternative?“ - Rückblick auf die 8. Baruther Schloßgespräche

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Es braucht Mut, Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der Kommune zu verankern

Zum bereits achten Mal haben am 5. September die Servicestelle Kommunen in der einen Welt von Engagement Global mit dem Land Brandenburg, Venrob e.V. und Brandenburg 21 e.V. zu den „Baruther Schlossgesprächen für eine nachhaltige Entwicklung in Brandenburg“ eingeladen. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Stadt Baruth/Mark, welche sich Anfang 2019 auf den Weg zu einer nachhaltigen Kommune gemacht hat und sich damit zu der lokalen Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele bekennt. Schwerpunkte des diesjährigen Schlossgesprächs waren unter anderem Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Kommunen sowie kommunales Nachhaltigkeitsmonitoring.

 

Die Chancen, die sich daraus ergeben, hat der Bürgermeister von Baruth/Mark Peter Ilk in seinem Grußwort geschildert. So sieht sich auch die 4500 – Einwohner:innen - Gemeinde im Landkreis Teltow-Fläming mit den typischen Herausforderungen einer Kommune im ländlichen Raum in Brandenburg konfrontiert. Die Agenda 2030 kann aber einen Rahmen geben als Entscheidungsgrundlage bei der Bewältigung der Herausforderungen. Damit können möglichst viele Perspektiven einbezogen werden, wenn es beispielsweise um die Sicherung von Arbeitsplätzen oder die Flächenkonkurrenz zwischen Landwirtschaft und Energiewirtschaft geht, so dass die 17 Ziele einen spürbaren Einfluss auf den Lebensalltag der Menschen im ländlichen Raum Brandenburgs haben.

Auch Meike Pfeil von der Servicestelle Kommunen in der einen Welt betonte den weiterhin hohen Bedarf an nachhaltiger Entwicklung, denn auch die Halbzeitbilanz der Agenda2030 zeigt viel Bedarf. Doch wie kann Nachhaltigkeit gemessen werden und auch über Fort- und Rückschritte kommuniziert werden?

 

Diese Frage war auch zentraler Bestandteil des Vortrages von Frau Eilers aus der Brandenburger Staatskanzlei, in welchem sie über den Stand der Überarbeitung der Brandenburger Nachhaltigkeitsstrategie berichtete. Diese soll zum Ende 2023 beschlossen werden – mit einem schlanken Indikatorenset von maximal 2-3 Indikatoren pro SDG, damit eine entsprechende Berichterstattung nicht zu aufwendig wird. Vor allem hier regte sich Widerspruch seitens der zivilgesellschaftlichen Vertreter:innen, da nach wie vor die Verankerung von Nachhaltigkeit in den Kommunen nicht verpflichtend sei. Ein weiterer Kritikpunkt besteht in dem Festhalten an alten, gut messbaren Indikatoren, womit die Nachhaltigkeitsstrategie nicht dem Anspruch gerecht werde, eine Vision für die Zukunft darzustellen.

 

In seinem sehr engagierten inhaltlichen Input betonte Jörg Eulenberger vom Kompetenzzentrum BNE die bedeutende Rolle, die Kommunen für die Zielerreichung innehaben. Sie sind der Ort, an dem Menschen allen Alters leben und somit sind sie auch ein Ort lebenslangen Lernens. Laut Nationalem Aktionsplan sollen bis 2030 alle Lernenden die nötigen Kompetenzen und Kenntnisse erreicht haben, um selbstbestimmt, kritisch und kreativ ihr Umfeld mitzugestalten. Kommunen haben als Träger von Kitas, Schulen und Jugendsozialarbeit sowie Berufshilfe und Volkshochschulen eine große Bedeutung. Sie können die Rahmenbedingungen schaffen für Vernetzung, auch wenn sie nicht direkt Bildungsarbeit machen. Sie können vermitteln und pädagogische Kompetenz anbieten, indem sie als Multiplikatorin wirken und beispielsweise Nachhaltigkeitsberater:innen installieren. BNE muss also als Querschnittsthema integriert werden und mit den anderen Problemen (Digitalisierung, Fachkräfte, Strukturwandel) zusammen gedacht werden. Das hört sich nach einer schönen Utopie an und wurde anschaulich verdeutlicht in einem kurzen Film über den fiktiven Ort „Lernstedt“, in welchem eine lebendige Bildungslandschaft nicht nur die individuellen Bedürfnisse aller Lernenden optimal berücksichtigt, sondern nachhaltige Entwicklung das Leitmotiv aller Entscheidungen darstellt.

Das Praxishandbuch „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten“ wurde vorgestellt, welches einen Leitfaden bietet, um BNE in der kommunalen Bildungslandschaft zu verankern.

 

Anschließend gab Kerstin Trick vom MLUK (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz) einen Einblick in die Akteurslandschaft im Bereich der außerschulischen BNE in Brandenburg, welche sich nach ihren Aussagen in den letzten Jahren stark professionalisiert habe. Es gibt eine hohe Nachfrage nach Weiterbildung, Zertifizierung und Finanzierungsmöglichkeiten für außerschulische BNE. Doch obwohl Bildungslandschaften etabliert werden sollen, gibt es keine institutionalisierte Förderung. Verschiedene projektbasierte Programme wie die Richtlinie „Natürliches Erbe und Umweltbewusstsein“ sind aber interessant für BNE-Akteure und auch die Möglichkeit für BNE-Akteure, sich mit LEADER-Akteuren zusammenzutun, eröffnet viele Möglichkeiten einer Finanzierung.

 

Das kommunale Nachhaltigkeitsmonitoring von insgesamt acht Partnern wurde in einem weiteren Vortrag von Andreas Grau von der ebenfalls beteiligten Bertelsmann-Stiftung vorgestellt. In den Kommunen hat seit 2019 das Handlungsfeld Energie, Klimaschutz und Nachhaltigkeit stark an Bedeutung gewonnen. Es wird ein Portal zur Verfügung gestellt, um den Stand der Umsetzung der SDGs in Kommunen über 5000 Einwohner:innen nachvollziehen zu können. Darüber hinaus ist das Portal so aufgebaut, dass auch die Kommunen selbst ihre Daten dort eintragen können.

 

Die Grundstimmung vor Ort war sehr positiv und es gab einen lebendigen Dialog. Vor allem herrschte Übereinstimmung in der Frage: Was wäre eigentlich die Alternative zu einer nachhaltigen Ausrichtung der Kommunen? Welche Potentiale für eine nachhaltige Entwicklung würden verschenkt, wenn Kommunen sich nicht als Bildungslandschaft ausrichten? Es braucht natürlich Mut in den Kommunen, um sich mit BNE auseinanderzusetzen, vor allem, weil es bisher nicht verpflichtend ist. Es entsteht dadurch auch ein großer Lernauftrag für alle Beschäftigten und es braucht jemanden, der den Prozess steuert, nachdem die Bedarfe vor Ort ermittelt wurden. An der Stelle ist auch die Kreativität von Kommunen und Zivilgesellschaft gefragt, indem eigene Indikatoren und Projekte entwickelt werden.

Darüber hinaus besteht bei Kommunen und Zivilgesellschaft der übereinstimmende Wunsch, die Beschäftigung mit nachhaltiger Entwicklung als festen Bestandteil in die Verwaltungsausbildung zu verankern. Dazu besteht auch seitens der Landesakademien Interesse, vor allem an Schwerpunktthemen wie nachhaltige Vergabe und Fördermittel.

 

Vor allem aber wurde deutlich, dass es in den Kommunen ein gemeinsames Leitbild braucht, in welchem die globalen Auswirkungen des lokalen Handelns vermittelt werden. In den Kommunen können Menschen lebensweltlich angesprochen werden mit Angeboten und Anregungen in kleinen Schritten. Denn nur so kann BNE inklusiver werden und auch Menschen ansprechen, für die „Nachhaltigkeit“ bisher keine große Rolle spielt oder sogar ein Reizwort ist.