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Naturkapital in ländlichen Räumen erhalten und ökonomische Leistungen der Natur nutzen

Ökonomische Leistungen der Natur werden in ihrer Bedeutung für Mensch und Gesellschaft systematisch unterschätzt. Das ist das zentrale Ergebnis der zweiten Teilstudie „Naturkapital Deutschland – TEEB[1] DE“, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den ländlichen Räumen zusammenfasst. Die Studie liefert viele wertvolle Argumente für eine ökologische Neuausrichtung der Agrarpolitik.

 

Was bringt Naturschutz ökonomisch? Und wie teuer ist es, auf Naturschutz zu verzichten? Bei diesen Fragen setzt der Naturkapital-Bericht an. Die ökonomische Perspektive soll die Potenziale und Leistungen der Natur sichtbarer machen, damit sie besser in Entscheidungsprozesse einbezogen werden können.

 

Mit dem Konzept der Ökosystemleistungen wird gezeigt, wie facettenreich diese Leistungen in den ländlichen Räumen sind. Sie umfassen nicht nur die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Holz und Energie, sondern enthalten auch vielfältige regulierende und kulturelle Leistungen, die allzu oft übersehen werden. Bei der Nutzung von Ökosystemleistungen können Synergien, aber auch Konflikte auftreten. Eine einseitige Ausrichtung auf die Bereitstellung von Versorgungsleistungen hat zu einem Verlust kleinräumig strukturierter und abwechslungsreicher Landschaften und Rückgang von Arten geführt.

 

Alternative ist, die Nutzung des Bodens für die Produktion von Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energie so zu gestalten, dass die Fruchtbarkeit der Böden gefördert, die Vielfalt der Landschaft erhöht und zugleich Ziele für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt und den Schutz von Grund- und Oberflächengewässern erreicht werden.

 

Der Bericht nennt zahlreiche Beispiele für die ökonomischen Leistungen der Natur:

  • Die derzeitigen Naturschutzmaßnahmen in Auen, Mooren und in der Agrarlandschaft vermindern auch den Eintrag von Schadstoffen in die Gewässer. So ersparen sie der Gesellschaft Kosten für die Reinhaltung des Wassers in Höhe von 230 Mio. Euro pro Jahr.
  • Wiesen und Weiden sind gut für die Artenvielfalt, aber auch für Klimaschutz, Gewässerschutz und die Vermeidung von Erosion. Der Umbruch dieses Grünlands in Ackerland verursacht daher erhebliche gesellschaftliche Folgekosten, die Schätzungen zufolge zwischen 440 Euro und 3000 Euro pro Hektar und Jahr liegen.
  • Einen Gewässerrandstreifen nicht landwirtschaftlich zu nutzen, sondern ihn der Natur zu überlassen, ist gesellschaftlich gesehen eine hervorragende Investition: Allein der Nutzen für die Wasserqualität in Bächen und Flüssen, für Meeresschutz, Fischfang und die biologische Vielfalt ist fast doppelt so groß wie die aufgewendeten Kosten (Faktor 1,8).

 

Der Bericht wirbt dafür, Zahlungen der Agrarpolitik gezielter an gesellschaftliche Leistungen zu knüpfen. Eine konsequente Umschichtung der Subventionen hin zu einer zielorientierten Honorierung ökologischer Leistungen würde in der Landwirtschaft ein erhebliches Potenzial zur Erhaltung von Naturkapital und seiner gesellschaftlichen Leistungen mobilisieren, so die Studie.

 

Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Präsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mit Hilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgeführt. Ziel der TEEB-Studie war es, den ökonomischen Wert der Leistungen der Natur abzuschätzen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schädigung von Ökosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu verdeutlichen.

 

Quellen:

BMUB Pressedienst Nr. 009/16 – Naturschutz. Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesamt für Naturschutz, Berlin, 20. Januar 2016

Bericht „Ökosystemleistungen in ländlichen Räumen. Grundlage für menschliches Wohlergehen und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Schlussfolgerungen für Entscheidungsträger“

 

Ft.

 

[1] The Economics of Ecosystems and Biodiversity (dt.: Die Ökonomie der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt)