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Viele Nachhaltigkeits-Akteure im Land Brandenburg – Interviews von Brandenburg 21 e.V. im ganzen Land

Cornelia Petermann von Brandenburg 21 hat im Rahmen des Vereinsprojekts „Themenjahr Dorf: Lokale Nachhaltigkeitsakteure und deren Bezug zur Landesnachhaltigkeitsstrategie“ in Interviews bei Akteurinnen und Akteuren im ganzen Land nachgefragt, wie die Erwachsenenbildung für Nachhaltige Entwicklung umgesetzt wird, welche Probleme Akteure vor Ort haben und wie Unterstützung vom Land aussehen kann.

Vor Ort engagieren sich die Akteure für spezifische Themen und Projekte. Ein Austausch mit anderen Akteuren, um aus Erfahrungen anderer zu lernen oder um neue Themen für sich zu entdecken, findet häufig jedoch nicht statt. Auch erfolgt eher selten eine aktive Beteiligung an der Nachhaltigkeitspolitik auf Landesebene.

Nachhaltigkeit erfordert vernetztes und kausales Denken sowie eine kritische Auseinandersetzung mit Lebensstilen und Werten. In den Regionen des Landes Brandenburg wird Nachhaltigkeitsbildung von vielen freien Trägern angeboten im Sinne des Landesaktionsplans Bildung für Nachhaltige Entwicklung (LAP BNE).

Erkenntnisse der Interviews sind: Die Nachfrage nach Bildungsangeboten in den Regionen des Landes ist da. Gleichzeitig sind viele Akteure stark ausgelastet. Zum Teil gibt es in den Projekten nur Teilzeitstellen plus Engagement, oder die Aufgaben werden ganz in der Freizeit erledigt. Fast alle lokalen Akteure berichten von Mehrbelastungen durch wegbrechende Strukturen insbesondere der Arbeitsmarktpolitik. Die Angebotspalette muss reduziert werden, was dann zum Einbruch von Besucherzahlen führt. Die Qualität vermindert sich. Es brechen Kooperationen und Austauschbeziehungen weg. Freiwillige werden überlastet. Zum Teil schließen alte Initiativen. Dauerhafter Nachwuchs ist selten.

Es gibt auch neue Akteure. Diese arbeiten mit anderen Handlungsmustern: weniger in Vereinen organisiert als in losen Initiativen, weniger regelmäßig, dafür mit begrenzten intensiven Aktionen. Teilweise haben sich Initiativen große Aufgaben bis über ihre Grenzen hinweg gestellt, wie z.B. der Erhalt von Parkanlagen und Denkmalobjekten. In einige Projekte werden auch erhebliche Summen privaten Kapitals für das Gemeinwohl gesteckt. Allerdings verfügen viele Engagierte nicht über festes Einkommen oder Vermögen.

Alle Akteure haben gute Erfahrungen mit neuen Veranstaltungsformen gemacht: Regionalmarkt, Sommercamp, Ernteeinsatz, Feste, Repair-Cafes, Büchertausch, Schenkenmarkt, interkulturelle Angebote. Besonders Projekte zwischen Gemeinwohl und Einkommensgenerierung werden als interessant aber schwierig empfunden, da dort rechtliche Rahmenbedingungen nicht leicht herauszufinden sind. In diesem Kontext wären Beratungen, Qualifizierungen und Austausche wichtig, um persönliche Problemlagen oder auch Zurückhaltung aus Unkenntnis zu überwinden. Häufig richten sich die Angebote an Randgruppen der Gesellschaft. Gerade hier wird gesellschaftlich wertvolle Arbeit geleistet in Bildung und Integration. Es fehlen jedoch regionale und lokale Ansprechpartner.

Akteure außerhalb von Bildung und wissenschaftlichem Kontext agieren meist handlungsbasiert. Für sie besteht ein spezfischer Beratungs- und Austauschbedarf. Für Austausche sind sowohl thematische Netzwerke als auch Landesveranstaltungen geeignet und noch mehr erforderlich. Dazu braucht es kontinuierliche Rahmenbedingungen mit Aufgabenverteilung, Zielsetzungen, Ansprechpartner und Mittel.

Obwohl es verschiedene Nachhaltigkeits-Portale in Brandenburg gibt, wird von vielen Akteuren in diesem Bereich vermehrter Bedarf formuliert. Um gute Ideen nachzumachen, fragen die Akteure nach landesweiten Aufrufen, Öffentlichkeitsarbeit, Wettbewerben und finanziellen Mitteln für Anleiter, Vermittler und Weiterbildner, die zentral für den Anschub und die Verbreitung sorgen. Nur mit freiwilligem Engagement wird es bei der Größe des Landes nicht gelingen, Bildung für Nachhaltige Entwicklung in die Breite zu tragen.

 

Chris Rappaport hat für Brandenburg 21 die Erkenntnisse der Recherchen im ganzen Land dem Umweltministerium vorgestellt. Bei einer gut besuchten Tagung in Königs Wusterhausen vor Akteuren der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Umweltverbänden mahnte er an, die beschlossene Landesnachhaltigkeitsstrategie nun auch in die Kommunen zu tragen. Im Flächenland Brandenburg kann dies nicht ausschließlich ehrenamtlich geschehen, auch das Land Brandenburg muss weiter am Thema Nachhaltigkeit arbeiten.