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Ergebnisse des ersten Europäischen Ländlichen Parlaments

Prof. Dr. Kurt Krambach

Initiativgruppe Dorfbewegung

 

Berlin, 18. November 2013

 

Einige Ergebnisse des ersten Europäischen Ländlichen Parlaments

am 13. November 2012 im Gebäude des  Europäischen Parlaments,

Europäische ökonomische und soziale Kommission (EESC), Brüssel

 

Das erste Europäische Ländliche Parlament (ERP) war von drei zivilgesellschaftlichen europäischen ländlichen Netzwerken, der Vereinigung der Dorfbewegungen in Europa (European Rural Community Association /ERCA), der European Rural Alliance (ERA) und dem pan-europäischen Ländlichen Netzwerk (PREPARE) vorbereitet worden.

Am Vorabend des ERP vereinigten sich ERA und ERCA zur European Rural Community Alliance (ERCA).

 

Das ERP hatte 150  Teilnehmer/innen aus 30 europäischen Ländern und 70 Organisationen.

Von der Initiativgruppe Dorfbewegung nahmen Ulrike Schumacher, Holger Ackermann, Andreas Bergmann und Kurt Krambach teil.

 

Begrüßungsreden wurden gehalten von der Vorsitzenden der Agrarabteilung der EESC, Dilyana Slavova, und dem Kommissar für Agrarpolitik und Ländlichen Raum, Dacian Cioloş.

Er betonte in seiner Rede die hohe Wertschätzung der Europäischen Kommission für das erste zivilgesellschaftliche ERP und sah eine wichtige Rolle der Dorfbewegungen in den europäischen Ländern u. a. darin, die differenzierten Probleme und Forderungen der europäischen Dörfer an die Kommission heranzutragen, damit deren politische Entscheidungen gezielter und differenzierter erfolgen könnten.

Lucía Fernández de Soto aus einer kleinen spanischen Landstadt hielt ein hoch interessantes und sehr konkretes Referat über den Wandel, die Herausforderungen und Möglichkeiten der ländlichen Räume aus einer globalen Sicht.

Michael Dower / PREPARE  erläuterte in seinem Referat „Ganz Europa soll leben“ u. a., welche Rolle zivilgesellschaftliche Organisationen von Anfang an auf die ländliche EU-Politik hatten.

Vanessa Halhead / ERCA gab einen Überblick über die Entwicklung der Dorfbewegungen in Europa. Sie hob als jüngste Entwicklungen die Vorbereitung des staatlich geförderten, ersten zivilgesellschaftlichen Ländlichen Parlaments in Schottland und die mit großem Interesse beobachteten Fortschritte bei der Entwicklung einer Dorfbewegung in Deutschland. Schon in der Generalversammlung von ERCA am Vorabend war erneut betont worden, dass ERCA große Hoffnungen auf eine deutsche Dorfbewegung setzt, nicht nur wegen ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Dörfer, sondern auch für die Stärkung der europäischen Dorfbewegung insgesamt.

Goran Soster/Prepare stellte eine Publikation mit Beispielen Ländlicher Parlamente verschiedener Dorfbewegungen vor.

Zwei finnische Sprecher stellten ein von ERA entwickeltes Projekt eines „Think Tank“ vor, in dem künftig europaweit Beispiele bester Ergebnisse von Dorfentwicklung (best practices), Methoden, Know how bereit gestellt werden sollen, von denen der Abschlussbericht bereits viele solcher Ergebnisse enthält.

 

Am Nachmittag fanden 6 Workshops statt, zu denen schon in der Vorbereitungszeit Vorschläge und Beiträge eingereicht werden konnten.

Im Abschlussplenum wurden die Ergebnisse der Workshops präsentiert und verkündet, dass an diesen Ergebnissen weiter gearbeitet werden soll, um sie bis Ende Dezember im Internet (www.europeanruralparliament.com ) zu veröffentlichen. Dort sind auch die reden und andere Materialien zu finden. Im Bericht über den Workshop „Demokratie für Dörfer“ wurde der Beitrag von Krambach über die „Selbstorganisation von Dörfern“ besonders hervorgehoben, der dort eine breite Diskussion über die Rolle der partizipativen Demokratie im Verhältnis zur repräsentativen Demokratie ausgelöst hatte.

 

Hauptergebnis des ERP war die Verabschiedung einer „Erklärung des ERP“ durch die Teilnehmer.

Wichtigste Aussagen sind

Ø   Es ist unser Ziel, einen noch ehrgeizigeren Ansatz für die integrierte ländliche Entwicklung in unserer Dörfern (ländlichen Gemeinschaften) zu erreichen. Der Ansatz, den wir fördern, ist multi-sektoral , ortsbezogen und lokal orientiert; er  basiert auf Partizipation und Partnerschaft.

Ø  Unsere ländlichen Regionen und ihre Bewohner sind eine wertvolle Ressource für ganz Europa. Diese Ressource sind nicht nur das Land und die natürlichen Ressourcen in den ländlichen Gebieten,  sondern die Erfahrungen, Fähigkeiten , eine reiche Kultur , die Vielfalt und Leistungsfähigkeit unserer Landbevölkerung und ihrer Gemeinschaften.

Ø  …von grundlegender Bedeutung für …die neuen Herausforderungen… sind die Probleme der Erhaltung kleiner und oft isolierten Populationen, nämlich der Kampf gegen die Zwänge  der Zentralisierung, der Verstädterung und Abwanderung und gleichzeitig für den Erhalt wettbewerbsfähiger Beschäftigung und Dienstleistungen.

Ø  …wir sehr begrüßen, dass LEADER für die ländliche Entwicklung erhalten bleibt und dass darin die Option  für alle Mitgliedsstaaten enthalten ist, die „Gemeinschaftsgeführte lokale Entwicklung“ (community-led local development) anzuwenden. Aber wir sind zutiefst enttäuscht über die Entscheidung der europäischen Institutionen, die Mittel für die Entwicklung des ländlichen Raums stark zu kürzen und den Mitgliedstaaten zu erlauben, erhebliche Mittel aus der 2. Säule in die Säule 1 für „Direktzahlungen“ umzuleiten.

Ø  Wir fordern die politischen Entscheidungsträger auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene auf, mit uns eine funktionierende Partnerschaft einzugehen und in den Dialog mit uns einzutreten, damit unsere Dörfer / ländlichen Gemeinschaften/ in ganz Europa leben und gedeihen!

(Die Forderungen sollen nach Bearbeitung der Ergebnisse der Workshops präzisiert werden)

 

*

Das Europäische Ländliche Parlament ist ein Ort, an dem sich Entscheidungsträger und Meenschen von der Basis (grass roots) begegnen, um gemeinsam Wege zu diskutieren, wie die lokale Entwicklung in den ländlichen Gebieten gestärkt werden kann.

ERP in ein Konzept, ein Ereignis, aber keine Organisation.

Das ERP wird zu einer zweijährlichen Tradition, jedes Mal in einem anderen Land.

*

Die Ergebnisse des ERP wurden am 14. November Mitgliedern des Europäischen Parlaments und der Kommission vorgetragen.

 

 

ANLAGE

ERKLÄRUNG DES EUROPÄISCHEN LÄNDLICHEN PARLAMENTS  (Rohübersetzung)
Brüssel, den 13. November 2013

 Die Volksvision vom ländlichen Europa
Wir, die Teilnehmer des ersten Europäischen Ländlichen Parlaments, präsentieren  folgendes.
Die Delegierten des Europäischen Ländlichen Parlaments kommen aus 30 Ländern und über 70 ländlichen Organisationen. Das Europäische Ländliche Parlament vertritt die Dörfer (ländlichen Gemeinschaften[1])  aus ganz Europa, um die ländliche soziale Agenda zu fördern. Wir haben "eine Volkvision für das ländliche Europa“


Es ist unser Ziel, einen noch ehrgeizigeren Ansatz für die integrierte ländliche Entwicklung in unserer Dörfern (ländlichen Gemeinschaften) zu erreichen. Der Ansatz, den wir fördern, ist multi-sektoral , ortsbezogen und lokal orientiert; er  basiert auf Partizipation und Partnerschaft. Wir befähigen die Landbevölkerung und ländliche Organisationen, eine führende Rolle in diesem Prozess spielen.


Ganz Europa soll leben![2]
Unsere ländlichen Regionen und ihre Bewohner sind eine wertvolle Ressource für ganz Europa. Diese Ressource sind nicht nur das Land und die natürlichen Ressourcen in den ländlichen Gebieten,  sondern die Erfahrungen, Fähigkeiten , eine reiche Kultur , die Vielfalt und Leistungsfähigkeit unserer Landbevölkerung und ihrer Gemeinschaften. Das ist der Geist Europas. Aber die Landbevölkerung ist mit speziellen Herausforderungen konfrontiert, um auch in der Zukunft erhalten zu bleiben. Diese Herausforderungen variieren von Ort zu Ort und auch zeitlich , aber von grundlegender Bedeutung für sie sind die Probleme der Erhaltung kleiner und oft isolierten Populationen, nämlich der Kampf gegen die Zwänge  der Zentralisierung, der Verstädterung und Abwanderung und gleichzeitig für den Erhalt wettbewerbsfähiger Beschäftigung und Dienstleistungen. Das Europäische Ländliche Parlament von 2013 hat diese und andere Fragen aufgeworfen und die wichtigsten Resultate werden später auf der Website zu finden sein[3].

Wir möchten betonen, dass wir sehr begrüßen, dass LEADER für die ländliche Entwicklung erhalten bleibt und dass darin die Option  für alle Mitgliedsstaaten enthalten ist, die „Gemeinschaftsgeführte lokale Entwicklung“ (community-led local development) anzuwenden. Aber wir sind zutiefst enttäuscht über die Entscheidung der europäischen Institutionen, die Mittel für die Entwicklung des ländlichen Raums stark zu kürzen und den Mitgliedstaaten zu erlauben, erhebliche Mittel aus der 2. Säule in die Säule 1 für „Direktzahlungen“ umzuleiten.

 
Eine funktionierende Partnerschaft für die Zukunft
Die Arbeit, die Nachhaltigkeit unserer Dörfer /ländlichen Gemeinschaften/ zu gewährleisten, kann nur durch lebendige lokale Demokratie und eine starke Partnerschaft zwischen denen, die Politik machen  und denen, die unsere ländlichen Gebieten leben und arbeiten, erreicht werden.

Wir fordern die politischen Entscheidungsträger auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene auf, mit uns eine funktionierende Partnerschaft einzugehen und in den Dialog mit uns einzutreten, damit unsere Dörfer / ländlichen Gemeinschaften/ in ganz Europa leben und gedeihen!

ERCA                            PREPARE

 

STATEMENT FROM THE EUROPEAN RURAL PARLIAMENT
Brussels, November 13, 2013


A people’s vision for rural Europe

We, the participants of the first European Rural Parliament, present the following.
The delegates to the European Rural Parliament were drawn from 30 countries and over 70 rural organisations. The European Rural Parliament represents rural communities across Europe to promote the rural social agenda. Ours is “A people’s vision for rural Europe”

It is our aim to achieve a more ambitious approach to integrated rural development in our rural communities. The approach we promote is multi-sectoral, place-based and locally focussed and based on participation and partnership. We also enable rural people and organisations to play a leading role in this process

All Europe shall live!

Our rural areas and people are a precious resource for the whole of Europe. This resource is not just the land and natural resources contained in rural areas, but the experience, skills, rich culture, diversity and capacity of our rural people and communities. This is the spirit of Europe. But, rural people face many special challenges in sustaining themselves into the future. These challenges vary from place to place and over time, but fundamental to them are the issues of sustaining small and often isolated populations, combatting the pressures of centralisation, urbanisation, out-migration and maintaining competitive employment and servicing. The 2013 European Rural Parliament addressed these and other issues, the main outputs of which are contained in the appendix.

We wish to emphasise that we highly welcome the fact that LEADER is preserved in Rural Development, and that the option is in place for member states to use Community Led Local Development. However, we are deeply disappointed about the decision of European institutions to severely cut into the Rural Development budget and to allow member states to move substantial funds from Pillar 2 to Pillar 1, direct payments.

A working partnership for the future

The work of addressing the sustainability of our rural communities can only be undertaken through vital local democracies and a strong partnership and between those who make policy affecting our rural areas, and those who live and work within them.

We are calling on policy makers at European, national and regional levels to join us in a functional partnership, and to enter into dialogue with us to enable our rural communities to live and thrive across Europe!


ERCA                                                                                         PREPARE

 

[1] „Rural Community“ meint hier „Dorf“ als lokale Gemeinschaft und nicht die Landgemeinde

[2] Das ist eine Übertragung des programmatischen Namens der schwedischen Dorfbewegung: „Ganz Schweden soll leben“, womit gemeint ist, auch die Dörfer und die schwach besiedelten Gebiete sollen leben.

[3] Es ist geplant, dass die 6 Workshops ihre Ergebnisse weiter aufbereiten und konkretisieren, damit sie bis Ende Dezember auf der Website des ERP veröffentlicht werden können.