Klimabündnis Stadtentwicklung prämiert Brandenburgs beste Konzepte für klimagerechte Quartiersentwicklung – in Strausberg, Frankfurt (Oder) und Potsdam

Klimabündnis Stadtentwicklung © MIL (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Klimabündnis Stadtentwicklung © MIL

Mit dem Landeswettbewerb „Vision CO2-neutrales Quartier“ will das Klimabündnis Stadtentwicklung die Brandenburger Kommunen, Energieversorger, Wohnungsunternehmen und weitere Akteure ermutigen, Visionen und Projekte des integrierten klimagerechten Planens und Bauens umzusetzen.

Rainer Genilke, Staatssekretär für Infrastruktur und Landesplanung dazu anlässlich der Ehrung der Gewinner: „Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Das ist sehr ambitioniert und kann nur erreicht werden, wenn wir unsere Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. Wärme, Strom und Mobilität müssen stärker als bisher miteinander verknüpft und diese Sektoren auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie vor Ort durch dezentrale Projekte umgesetzt wird. Städtebau, Stadtentwicklung, Sanierung und der städtebauliche Denkmalschutz bergen ein riesiges Potenzial für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung. Dieses Potenzial wollen wir mit unserem ‚Klimabündnis Stadtentwicklung‘ heben. Der Wettbewerb „Vision CO2-neutrales Quartier“ soll dieses Ziel noch mehr ins öffentliche Bewusstsein rufen. Dass in vielen Kommunen hier bereits hervorragende Arbeit geleistet wird, zeigen uns eindrucksvoll die diesjährigen Wettbewerbsbeiträge.“

Die drei gleichwertigen Preise gingen an die folgenden Projekte:

Quartier am Märchenwald: ein CO2-neutrales Zukunftsmodell, Strausberg

Im Strausberger „Quartier am Märchenwald“ entstehen bis zum Sommer 2023 vier energieeffiziente Neubauten („Stadtvillen“) mit 77 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit. Realisiert wird das kleine Neubauquartier von der Wohnungsbaugenossenschaft „Aufbau“ Strausberg eG zusammen mit den Stadtwerken Strausberg. Die Neubauten wurden mit einem hohen energetischen Standard mit hochwärmegedämmten Fassaden, Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung, Wärmeschutzverglasung und Sonnenschutzelementen sowie 83 Tiefgaragenstellplätzen mit E-Ladeinfrastruktur erbaut. Zur Deckung des Wärme- und Strombedarfs wurde ein CO2- neutrales Energiekonzept entwickelt: Erdsonden und Gebäudeabwärme liefern die für die Sole-Wärmepumpen notwendige Energie für die Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser. Photovoltaik-Anlagen stellen den Strom für die Wärmepumpe und den Strombedarf der Mieterinnen und Mieter bereit. Durch den hohen Anteil an erneuerbaren Energien sind die Betriebskosten langfristig günstig und kalkulierbar.

Energetisches Quartierskonzept „Nördliche Hafenstraße“, Frankfurt (Oder)

Im Rahmen der Entwicklung des Teilabschnitts „Nördliche Hafenstraße“ des größeren Neubauquartiers „Lebuser Vorstadt“ wurde in Frankfurt (Oder) ein energetisches Quartierskonzept für die Wärmeversorgung, Stromerzeugung und Elektromobilität entwickelt. Die gesamte Entwicklung verbindet hochwertiges Wohnraumangebot, touristische Angebote (z. B. Marina) und gewerbliche Nutzungen im Bereich der nördlichen Innenstadt. Das Energiekonzept sieht vor, die geplanten Gebäude des hochverdichteten Neubauquartiers (12 sechsgeschossige Wohngebäude, ein achtgeschossiges Gewerbegebäude, drei Quartiersgaragen) gemäß KfW 40+ NH Standard umzusetzen und Dachflächen mit Solaranlagen auszustatten. Für die Wärmeversorgung sind eine oberflächennahe Geothermie, die Errichtung einer Energiezentrale mit Wärmepumpenanlage und der Anschluss an das Fernwärmenetz sowie ein Niedertemperatur-Nahwärmenetz geplant. Parallel erarbeiten die Stadtwerke einen Transformationsplan für das Fernwärmenetz mit dem Ziel einer klimaneutralen Fernwärmeversorgung.

Integrierte Quartiersentwicklung Am Schlaatz, Potsdam

Die Großsiedlung „Am Schlaatz“ soll sozialverträglich und nachhaltig weiterentwickelt werden. Mit einer umfassenden Beteiligung aller Akteure sowie Bewohnerinnen und Bewohner wurde das integrierte Entwicklungskonzept „Schlaatz_2030“ erstellt und die Kooperationsvereinbarung „Bündnis Am Schlaatz“ geschlossen. Im Anschluss wurde in den Jahren 2021 und 2022 ein mehrstufiges städtebaulich-freiraumplanerisches Masterplanverfahren durchgeführt und das integrierte energetische Quartierskonzept erstellt. Das Ziel ist die CO2-neutrale und gleichzeitig sozialverträgliche städtebauliche Entwicklung des Stadtteils. Diese soll erreicht werden durch eine Kombination von umfassenden energetischen Sanierungen der Bestandsgebäude, ergänzendem Neubau, Photovoltaik bzw. kombinierten Photovoltaik- und Solarthermieanlagen auf den Dächern, dezentralen erneuerbare Energieanlagen (v.a. Wärmepumpen), durch die Dekarbonisierung der Fernwärme und des Netzstroms, durch Schulung der Nutzer, durch Erleichterungen zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs und Mobilitätsstationen sowie durch die Förderung der E-Mobilität durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Außerdem sind freiraumplanerische Maßnahmen, wie Entsiegelungen und naturschutz- und klimawandelgerechte Gestaltung von Flächen vorgesehen.

Hintergrund:

Mit ihrem „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“ wollen das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. und die Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) die Brandenburger Kommunen ansprechen und die Wärmewende vor Ort vorantreiben. Das Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg war im Januar 2022 aus der Taufe gehoben worden.

Quelle: Presseinformation des MIL Brandenburg vom 08.02.2023